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Schulische Erinnerungskultur im Wandel

Die Schulgemeinschaft gedachte ab 1945 alljährlich am Samstag vor dem Totensonntag ihrer verstorbenen und im Zweiten Weltkrieg gefallenen Schüler und Lehrer im Rahmen einer Totengedenkfeier. Sie knüpfte damit an die in den 1920er Jahren vom Volksbund Deutscher
Kriegsgräberfürsorge begründete Tradition des Volkstrauertags an. Dieser sollte zunächst an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnern, wurde aber während der NS-Zeit als „Heldengedenktag“ zur moralischen Kriegsvorbereitung instrumentalisiert. Eingeführt wurden die Andachten an der GAG vom damaligen Schulleiter Heinz Baltzer. Der Eröffnung mit einem Präludium folgten Chorgesänge, Vorträge von Gedichten und Ansprachen vom Schulsprecher und Direktor. Anlässlich der Verlesung der Namen der gefallenen Schüler und Lehrer erhob sich die gesamte Schulgemeinde zu Ehren der Toten.

Das Gedenken war zunächst betont christlich geprägt und beinhaltete Appelle an die Schulgemeinschaft zu mehr Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und einer inneren Wandlung, wie die Liedauswahl und Schulleiterreden zeigten. Bis 1967 blieb diese Tradition nachweislich erhalten, ab 1963 jedoch unter der Bezeichnung „Gedenkstunden für Opfer des Krieges“, wobei erst mit der Zeit weiteren Opfern des Krieges bzw. der NS-Diktatur außerhalb der Schulgemeinde gedacht wurde.

Einen anderen Schwerpunkt des Gedenkens setzten von Anfang an die 1981 erstmals durchgeführten „Erinnerungsgänge“. Jeweils am 10. November laufen Oldenburger*innen seitdem jährlich schweigend die Strecke nach, auf der 1938 etwa 40 jüdische Männer durch Oldenburg getrieben und anschließend in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden. Seit 2005 unterstützen Oldenburger Schulen den „Arbeitskreis Erinnerungsgang“ (ext. Link) und entwickeln ein Rahmenprogramm von Ausstellungen, Gottesdiensten und Workshops. Der Erinnerungsgang im Jahr 2015 wurde von Schüler*innen der GAG unter dem Motto „GE(H) DENKEN ÜBER.LEBEN.“ mit organisiert. Dafür erhielt die Schule den niedersächsischen Schülerfriedenspreis.

Text: M. Schumacher mit Schüler*innen des Seminarfachs “Schulgeschichte(n) erforschen” (2019-2021)
Bild 1: GAG-Schüler*innen beim Erinnerungsgang 2015 (Foto: G. Bernert, R. Pötzsch)
Bild 2: Programm der ersten Totengedenkfeier an der GAG (aus „Jahresbericht der Graf Anton Günther-Schule 1947/1948“)

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