Miteinander arbeiten – voneinander lernen.
MINT-EC-Regionaltreffen Nordwest an der Graf-Anton-Günther-Schule
Am Freitag, den 19. Juni, fand an der Graf-Anton-Günther-Schule Oldenburg ein erstes Treffen von Lehrkräften benachbarter MINT-EC-Schulen aus der Nordwestregion statt, um sich fachlich und schulorganisatorisch auszutauschen und voneinander zu lernen. Die Teilnehmer/innen kamen dabei von Schulen aus Meppen, Osnabrück, Buchholz, Bremen und Leer.
Vormittagsschwerpunkt der Fortbildung war, wie der hierzu eingeladene Leiter der Arbeitsgruppe Technische Bildung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, Prof. Peter Röben, formulierte, „das gerade an vielen Gymnasien schnell vergessene ‘T’ in der Sammelbezeichnung der sog. MINT-Fächer“. Ergänzend verwies eine der Teilnehmerinnen darauf, dass diese Vergesslichkeit insbesondere in ländlich oder industriell geprägten Regionen den schulischen Bildungsauftrag gefährde; gerade die Landbevölkerung habe erst durch die Industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts in breitem Maß die Möglichkeit gehabt, Kinder auch an weiterführende Schulen zu schicken. So machten die damals zu Recht in größeren Städten angesiedelten Landkreisgymnasien ihre Schüler heute fit für Europa und die Welt, ohne dabei aber deren von zu Hause mitgebrachten Kompetenzen wahrzunehmen und zu nutzen.
Wie Gastgeber und GAG-Schulleiter Schoedel hier auf kritische Nachfrage zum früher am Oldenburger Landkreisgymnasium angebotenen Werkunterricht einräumte, sei die Notwendigkeit einer praxisbezogenen, die Fächer Mathematik, Biologie, Chemie und Physik verzahnenden technischen Bildung „vermutlich irgendwann in den Siebziger oder Achtziger Jahren offenbar aus dem Bewusstsein und damit auch aus dem schulischen Raumprogramm geraten“. Dass das anderswo in Deutschland angebotene „Unterrichtsfach Technik mehr ist als Werken“, verdeutlichte Prof. Röben daraufhin an Beispielen aus Nordrhein-Westfalen, wo ein anspruchsvoller Technikunterricht bis hin in die Sekundarstufe II des Gymnasiums angeboten wird. So zeige das Beispiel der Elektromobilität, die vor etwa hundert Jahren gegenüber Gasantrieben und den Verbrennungsmotoren das Nachsehen gehabt habe und nun mühsam „neu“ erforscht werden müsse, dass der heute mögliche Technikunterricht dabei über das enge Feld des technischen Experimentierens und der reinen Fachwissenschaft hinausgehe. Bei den teilnehmenden Lehrkräften ausgelöst wurden durch diese und weitere Hinweise zukunftsorientierte Überlegungen zu möglichen technikgeschichtlichen Themen im MINT-und im Geschichtsunterricht, aber auch um das universitäre, laut Prof. Röben von einem Mangel an Techniklehrern bestimmte Angebot technischer Bildung für und an allgemein bildenden Gymnasien.
Vorrangig gegenwartsortientiert war der Themenschwerpunkt des Nachmittags: Mit Blick auf das eigene Lernen aus der Alltagspraxis anderer Schulen stellten die von verschiedenen MINT-EC-Schulen stammenden Lehrkräfte jahrgangsübergreifende und oftmals nur mit außerschulischen Kooperationspartnern realisierbare MINT-Projekte ihrer Gymnasien vor. Im Zentrum stand dabei der Gedanke, dass Schüler und Schülerinnen weniger durch Lehrervorträge und Demonstrationsexperimente als an eigenen Fragestellungen und von außerschulischen Experten begleiteten Experimenten lernen und verstehen. Besonders motivierend ist es, wenn ältere Schülerinnen und Schüler selbst die anleitenden Personen sind. Gesprächs- und Diskussionsgegenstand waren daher u.a. die Gestaltung partnerschaftlicher Kooperationen mit regionalen Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die Ausrichtung motivierender MINT-Wettbewerbe und das von der Kultusminister- und der Hochschulenrektorenkonferenz offiziell anerkannte MINT-EC-Zertifikat, welches aber bislang nur einige wenige Schulen zusammen mit dem Abiturzeugnis verleihen dürfen. Deutlich wurde dabei immer wieder, dass, wie in allen schulischen Bereichen, all dies nur mit Unterstützung von Schulleitung und Eltern, vor allem aber durch das hohe Engagement kompetenter Lehrkräften möglich ist, die willens und fähig sind, Schülerinnen und Schüler zu motivieren und über den Pflichtunterricht hinaus zu unterstützen.
Den Veranstaltungstag fasste der MINT-Verantwortliche an der GAG, Herr Kreker, am Ende folgendermaßen zusammen: “Es ist schön, dass alle beteiligten Schulen so tolle und so verschiedene MINT-Konzepte entwickelt haben, von denen wir anderen nur lernen können. Wir wollen einen solchen Austausch, von dem unsere Schüler profitieren können, auch hier im Nordwesten etablieren.“ Ähnlich äußerte sich auch ein beteiligte Lehrerin: „Unser erstes Treffen abseits der deutschlandweiten MINT-EC-Jahrestagungen war schon einmal vielversprechend. Wir haben einander besser kennen lernen können und wenn es so weiter geht, hat sich der Weg nach Oldenburg gelohnt.“