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Mein Großvater hätte mich erschossen

Zentralbibliothek Hamburg, ein schicksalhafter Zufall: Jennifer Teege stößt auf ein Buch. Erst langsam erschließt sich der 38jährigen Werbetexterin, dass dieses Buch von ihrer leiblichen Mutter handelt, die sie als vier Wochen altes Baby in ein Kinderheim abgegeben hatte. Noch schockierender ist für Jennifer Teege, als sie feststellt, dass ihr Großvater mütterlicherseits der sadistische KZ-Kommandant des Lagers Plaszow, Amon Göth, war.

Nun stellt sich für sie alles in Frage: Wie soll sie künftig vereinbaren, dass zu ihrer Großmutter Ruth Irene Göth einerseits ein sehr herzliches Verhältnis bestand, diese andererseits Ehefrau von Amon Göth war und bis zu ihrem Lebensende dessen Taten leugnete? Diese und weitere Fragen, die sich bis in eine Depression ausweiteten, arbeitete Jennifer Teege therapeutisch auf. Um zudem ihre Gedanken zu sortieren, vertiefte sie sich in die Geschichte der eigenen Familie und verfasste den provokanten Titel „Amon – mein Großvater hätte mich erschossen“. Denn Jennifer Teege ist Tochter eines Nigerianers und wäre der Rassenideologie der Nationalsozialisten wahrscheinlich zum Opfer gefallen.

In der Autorenlesung am 04.11. im GAG-nahen „Museum Natur und Mensch“ gab die Autorin auch Gelegenheit, Nachfragen zu stellen. Wie der Kontakt zu ihrer Mutter und ihrem Vater heute gestaltet sei und inwiefern das Verhältnis sich zu ihnen nach Veröffentlichung des Buches verändert habe. Auch zu ihrer Großmutter, die sich 1983 nach einem Interview zum Film „Schindlers Liste“ das Leben genommen hatte, wurde nachgefragt. Vor allem aber überwog der Dank gegenüber der Autorin für ihre Courage, sich derart intensiv mit ihrer eigenen und damit einem dunklen Teil der deutschen Geschichte auseinandzusetzen, sowie ihre Bereitschaft zur Lesung in Oldenburg.

Text und Foto: Jennifer Kuntze, Noah Roßmann

Auf den Abend, von Frau Ludwig-Henkel organisiert, stimmte das GAG Orchester unter Leitung von Frau Kohne ein, unter anderem mit Musik von Giora Feidman.

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