„Shakespeare ist wie Sex…
…Lesen ist okay, es zu tun, ist besser.“
Mit einer solchen Einleitung gewinnt man praktisch alle Zuhörergruppen, natürlich auch die Oberstufenschüler der Graf-Anton-Günther Schule. Und genau so ging es während der zweistündigen Vorführung am Montagvormittag weiter.
Was müssen wir wissen, um William Shakespeare (1564-1616), seine Zeit und seine Dramen zu verstehen? Wie wirkt es sich aus, wenn man bei Tageslicht spielt oder wenn es auf der Bühne keine Frauen geben darf? Patrick Spottiswoode dozierte nicht, er wählte Schülerinnen und Schüler aus dem Publikum und zeigte, wie die Verwirrung im Theater immer dann komplett war, wenn Männer Frauen spielten, die sich als Männer verkleidet hatten. Wen küsste Romeo, wenn er seine Julia anhimmelte, die von einem Knaben gespielt wurde?
Unglaublich, wie der ganz normal gekleidete Schauspieler die Schülerinnen und Schüler in seinen Bann zu ziehen wusste: nur mit seiner Stimme und einer geschult ausdrucksstarken Gestik und Mimik stellte er verschiedene Stücke vor und brachte den Schülern bei, einzelne Sätze Shakespeares mit ihm im Chor zu sprechen.
Spottiswoode erklärte, wie sich die englische Sprache durch die Komödien und Tragödien des Dichters verändert hat – von 10000 Wörtern in der englischen Bibel und 17000 Wörtern bei Shakespeare wusste er ebenso zu berichten („Shakespeare knew more words than God!“) wie vom Hang des Schriftstellers, seine Geschichten bei anderen abzuschreiben.
„Wenn sie in die Schule gehen, erwarten sie Unterricht. Wenn sie ins Theater gehen, Theater. Bei mir gibt es weder das eine noch das andere“, erklärte er seinen Ansatz. Es bleibe seine Mission, junge Menschen für Shakespeare zu begeistern.
„I’m a very nice person. Boring, but nice?“, lautete der bescheidene Kommentar von Schauspieler Patrick Spottiswoode auf die Frage, was es zu seiner Person zu sagen gebe. Doch alles andere als langweilig und weit mehr als nur nett präsentierte sich der Leiter des Bildungszentrums des Londoner „Globe Theatre“ und weckte die Lust auf Shakespeare. Der englische Entertainer kommt regelmäßig mit Vorträgen an deutsche Schulen und gastierte am Montag auf Einladung der Fachgruppe Englisch in der Graf-Anton-Günther Schule in Oldenburg.