„Mund-zu-Blaslochbeatmung“
Fräulein Brehm mit „Phocoena phocoena – Der Schweinswal“ in der Graf-Anton-Günther-Schule
Geheimnisvoll, abenteuerlich und unfassbar großartig ging es für alle sechsten Klassen am Vormittag des Schülerelternsprechtags im Forum der Graf-Anton-Günther-Schule zu. Zu Gast: Dafne-Maria Fiedler alias Fräulein Brehm, die schauspielerische Nachfahrin des durch „Brehms Tierleben“ populär gewordenen Zoologen und Schriftstellers Alfred Brehm (1829 – 1884).
Unterstützt durch Bild und Ton unternahmen die von ihren Lehrkräften begleiteten GAG-Schülerinnen und – Schüler eine Reise in die Tiefen der Nord- und Ostsee, in eine Welt, die uns vertraut scheint und doch letztendlich unnahbar und wenig ergründet ist. Vor allem die über ein akustisch verstärktes Hydrophon hörbaren, menschlichen Pfurzgeräuschen ähnelnde Sprache der Schweinswale erheiterten die 10-12-jährigen Landkreisgymnasiasten. Nebenbei wurde allerdings viel gelernt. Durch ihren dichten, zugleich aber schülernahen Vortragsstil gelang es der jungen Schauspielerin, ihren 60′ gefesselten, immer wieder nachfragenden, aber auch teilweise mit offenen Mündern dasitzenden Zuhören mitzunehmen in die bislang vielen so ferne Welt des nahegelegenen Seitenarms des Atlantiks. Und so erfuhren die GAG-Schüler beispielsweise, dass die knapp 500 Schweinswale in der Deutschen Ostsee vom Aussterben bedroht sind, scheinbar ewig lächeln, pausenlos plappern und richtige Feinschmecker sind, die keineswegs nur Heringe und Dorsch futtern, sondern auch Grundeln, Wittlinge und Sprotten appetitlich finden.
Nach dieser, den Schulunterricht bereichernden „Extrastunde Biologie“ standen großer Applaus und viel Fragen, nicht zuletzt danach, wie man das Verhalten von Tieren erforschen kann und die geringe Schweinswalpopulation erhöhen kann. Nur wenige Tage nach einem Physikvortrag von Nobelpreisträger Klaus von Klitzing für die höheren Jahrgänge gelang es der Oldenburger MINT-EC-Schule damit offenkundig dieses Mal, jüngere Schülerinnen und -Schüler zum eigenen Forschen, Entdecken, Deuten und Werten naturwissenschaftlicher Phänomene anzuregen. Dass dieses möglich wurde, ist der Schulkooperation mit dem nahegelegenen Landesmuseum Natur und Mensch geschuldet und darüberhinaus der Niedersächsischen Wattenmeerstiftung. Die GAG-Sechstklässler wissen seither jedenfalls: Sollten sie einmal einen gestrandeten Schweinswal am Strand einer Nordseeinsel finden, so machen die etwa 60 kg schweren und 1,50 m langen Säugetiere dort eine dringend notwendige Atempause, geschwächt von ihren über 20 km/h schnellen Siebenminutentauchtouren unter Wasser, und dürfen auf keinen Fall zurück ins Wasser geschubst werden. Denn zum Atmen muss das Blasloch über Wasser sein, und die beste Erste Hilfe für Schweinswale ist manchmal die „Mund-zu-Blaslochbeatmung“.



