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„Trümpler, Bergstation …“

So meldete sich der Hofkirchenorganist Johannes Trümpler in den letzten Minuten vor der Vorabendmesse am Samstag, den 10.6.2017 über das gute, alte Post Tel 01 LX Tastentelefon in beige zur Feinabstimmung der Liturgie. Währenddessen formierten sich der Schulchor der GAG und der Graf-Anton-Günther Kammerchor e.V., schoben noch Stühle und Sängerinnen und Sänger, um Platz zum Stehen und Lücken zum Sehen zu haben. Dann ertönte in „himmlischer Höhe“ zum Einzug die Silbermann-Orgel von 1755.

Die Mitwirkung im Gottesdienst in der Kathedrale war sicherlich der Höhepunkt der Chorreise.
Unter der Leitung von Herrn Dierks haben sich vom 8. bis zum 11. Juni 39 Schülerinnen und Schüler aus dem Schulchor, darunter zehn Abiturientinnen und Abiturienten des aktuellen Jahrgangs, und 46 Mitglieder des Kammerchores, der sich aus ehemaligen Schülerinnen und Schülern, aktiven und ehemaligen Kollegen, Eltern aktueller und ehemaliger Schülerinnen und Schüler und sowie Freunden der GAG zusammensetzt, mit zwei Bussen von Oldenburg auf den Weg nach Dresden gemacht. Eine überwältigende Chorgemeinschaft verwischte sofort die Altersunterschiede und ließ die jungen und mit den erfahrenen Stimmen zu einem Klangkörper verschmelzen.

Am Freitagabend sangen die Chöre das gemeinsam erarbeitete Programm „Kathedralklänge – Chor- und Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts“ in einem Konzert in der Himmelfahrtkirche in Dresden-Leuben, in der sie vom dortigen Organisten Rufus Brodersen begleitet worden sind. Bereits am 20. und 21. Mai wurde das Programm in zwei großen Konzerten in Delmenhorst und Dinklage aufgeführt und Erfahrungen mit der Akustik großer Kirchenräume gesammelt. „Der Chor ist wirklich ein Aushängeschild für unsere Schule“, hatte die stellvertretende Schulleiterin der GAG, Frau Rüth, unmittelbar nach dem Konzert in Delmenhorst den Sängerinnen und Sängern ausrichten lassen.

Dresden bot aber neben der „Arbeit“ auch vieles in kultureller und kulinarischer Hinsicht. Bei herrlichstem Sommerwetter wähnten sich die Chöre bei Salat, Pizza und Pasta viel weiter südlich als nur im sprichwörtlichen Elbflorenz. Der Ausflug ins Elbsandsteingebirge nach Rathen am Samstagvormittag führte die Chöre in die schwindelnde Höhe des Basteifelsens und heil wieder durch die Schwedenlöcher hinab. Ein technischer Leckerbissen war – sowohl zu Beginn als auch am Ende der Wanderung – die Fahrt mit einer Strömungsfähre über die Elbe.

Nach dem Elbsandsteingebirge blieb noch ein wenig Zeit im Hotel, ehe die Busse die Chöre zwischen Semper-Oper und Hofkirche in die sommerliche Hitze entließen. Erst gab es eine kurze Ansingprobe mit Orgel in der Kathedrale, danach hat Herr Dierks die Chöre im Probensaal der Dresdener Kapellknaben eingesungen. Dieser befindet sich im Gewölbe unter der Hofkirche. Ein wenig mulmig wurde es einem schon, als man den roten Strich an der weiß getünchten Wand über Kopfhöhe mit der Jahreszahl 2002 versehen sah: dem Jahr des verheerenden Elbehochwassers.

Nach erfolgtem Wiederaufstieg zur „Bergstation“ sangen die Chöre von der Galerie in die Liturgie des Gottesdienstes eingebunden das „Kyrie“, „Gloria“ und „Agnus Dei“ aus der „Messe solennelle“ von Louis Vierne und „Cantique de Jean Racine“ von Gabriel Fauré mit der fulminanten Begleitung durch die Silbermann-Orgel, vom Klappern der mechanischen Traktur eingezählt und vom Klang ihrer etwa 3000 Pfeifen umschlungen. Als wohl einmalige akustische Erfahrung, insb. für die Schülerinnen und Schüler, waren die a-capella-Stücke „Jauchzet den Herrn alle Welt (100. Psalm)“ und „Wer bis an das Ende beharrt“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Es stellte ein prägendes Klangerlebnis dar, trotz der erhöhten Galerie noch Zweidrittel des Kirchenraumes über sich zu haben, so dass durch diese regelrecht überirdische Akustik der Klang weit über die Singpausen hinaus getragen worden ist – ganz ohne Verstärker!

Nach dem Gottesdienst bedankte sich Dompfarrer Norbert Büchner ganz herzlich bei den Sängerinnen und Sängern und schätzte, dass die Anreise mit drei Bussen erfolgt sein müsse; nicht ganz, aber dies wird doch gerne als Zielmarke für die nächste Dresden-Fahrt genommen. Der Domorganist Johannes Trümpler bedanke sich ebenfalls für das „wunderbare Mitwirken in der Vorabendmesse – es war eine große Freude!“ Falls die GAG-Chöre mal wieder in der Nähe seien, würde er sich über ein Wiedersehen „auf der Bergstation“ freuen.

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